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4661m2 - Art in Prison

 

Stellen Sie sich vor: Ihre Bewegungsfreiheit ist über Jahre auf einen
einzigen kleinen Raum beschränkt. Nur einmal am Tag dürfen Sie sich in einem anderen Raum aufhalten und dies auch nur für eine Stunde. Sie sind umgeben von kargen grauen Mauern. Und Ihre Sicht aus dem Fenster zeigt nur eine weitere graue Wand.
Dies ist der Alltag der Insassen in einem Gefängnis.

Wer sich an einem solchen Ort befindet, der hat dies klar selbst zu
verantworten. Man wagt zu sagen, dass jeder dieser "Bewohner" es wohl oder
übel auch verdient hat, über eine definierte Zeit auf seine Bewegungsfreiheit verzichten zu müssen. So will es das Gesetz. -  Das streitet wohl kaum jemand ab.

Die Frage, die sich aber stellt ist, wie weit diese Bestrafung gehen soll
bzw. was geht mit der Bestrafung einher.
Wer schon mal die Gelegenheit hatte eine Gefängniszelle von innen zu sehen
oder auch nur innerhalb dieser Mauern um sich blicken konnte, dem fällt als
erstes die Kargheit dieser Umgebung auf. Grau greift in grau, - Beton
überall. Einzig einige Grashalme am Boden bringen etwas grün in diese Welt.
Aber auch nur im Sommer. Ansonsten befindet man sich in einer fahlen und
kahlen Wüste, die einzig und alleine durch die Kälte und Leere des Betons
definiert wird.

Farbpsychologisch gesehen ist es für den Menschen sehr ungesund auf Farbe
verzichten zu müssen. Man kann dies als Kleinigkeit abtun, aber man versuche mal, auch nur einen Tag auf Farbe zu verzichten. Das wird niemanden glücklich machen.
Farbe in unserem Leben ist ein essentielles Grundbedürfnis, welches als
Selbstverständlichkeit verstanden wird . . . - bis sie einem genommen wird.
Farbe ist visuelles Glück das über die Augen bis zu unserem Herzen gelangt.
Ein Hauptaspekt der das Fundament der ganzen Kunstwelt ausmacht. Farbe in
Verbindung mit Ideen und visualisierten Aussagen bewegen jeden Menschen auf seine ganz eigene und persönliche Art und Weise.
Wir Menschen brauchen Farbe! Ansonsten wird die Psyche eines jeden
beeinträchtigt.

Malik hat sich dies zu Herzen genommen und in Eigeninitiative ein Projekt
auf die Beine gestellt, um gegen die damit verbundene negative Emotionalität
anzutreten.
Und es scheint, als hätte die Jugend- und Vollzugsanstalt Lenzburg nur
darauf gewartet. Die Direktion war innert Kürze Feuer und Flamme für Malik¹s
Idee und kam sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und
Möglichkeiten entgegen um den Künstlern beste Voraussetzungen schaffen zu
können damit der Kreativität alle Möglichkeiten offen stehen.

Zu Hilfe stehen Malik einige der talentiertesten und bekanntesten Schweizer
Streetart- Künstler, welche im Innen- sowie im Aussenbereich des
Gefängnisses diverse Kunstwerke und Farbgestaltungen entstehen lassen um
diese karge  Wüste in ein lebendiges Gesamtkunstwerk zu verwandeln.
In gemeinsamen Gesprächen mit dem Direktor und den Wärtern der JVA-Lenzburg wurde auch schnell klar, dass diese triste Umgebung auch den Angestellten und Mitarbeitenden sehr zu schaffen macht.
Diese Umstände bestärkten und untermauern unsere Idee noch einmal um ein
Vielfaches.

Die zu gestaltenden Flächen sind beinahe unendlich. Unzählige Quadratmeter
warten darauf dekoriert zu werden. Eine grosse Herausforderung, auch für ein
professionelles Team von Kunstschaffenden, welche vorab ausnahmslos bereit erklärt haben, ihre Arbeit kostenlos umzusetzen.
Stunden, Tage, Wochen und Monate werden verstreichen um auch nur die
wichtigsten Flächen in dieser Anlage mit Farbe und Form aufzulockern.

Die Direktion der JVA unterstützt das Kollektiv mit allen möglichen Mitteln
und trägt viel zu den Materialkosten bei. Verständlicherweise ist es aber
nicht möglich auf Steuergelder zurückzugreifen, mit welchen sonst der
Betrieb finanziert wird. Der Gedanke, den Insassen eines Gefängnis etwas
Gutes zu tun, könnte auf erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung stossen.
Wieso soll man Verbrechern Kunst vor die Augen setzen, mit was haben sie das verdient? Auch wir wissen nicht, ob sie es verdient haben. Wir wissen aber, dass die meisten dieser Insassen früher oder später wieder in die Freiheit
kommen. Und wir möchten dass diese Leute in Zukunft mit einer möglichst
gesunden Psyche unter uns verkehren.

Wie weit unsere Kunst das beeinflussen kann wird sich schon bald
herausstellen. Klar ist auf jeden Fall schon jetzt, dass unsere Werke wieder
etwas mehr Freude, Fantasie und Entspannung in den bitteren Gefängnisalltag
bringen werden und somit auch der damit verbundene Gedanke an die Zukunft,
die Freiheit und eine Aussicht auf ein normales Leben möglich wird. Dafür
wird sich das Kollektiv bemühen. Denn jeder Mensch hat das Recht auf einen
freien Kopf!

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